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«Schpreitebach» und «Rathuus»: Zwei Wettinger möchten, dass die Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen die Haltestellen auf Schweizerdeutsch anschreiben – und auch im Bus so ansagen.
Seit Kurzem erfolgen die Ansagen der Haltestellen in den Bussen der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW) nicht mehr im Dialekt, sondern auf Hochdeutsch (SaW vom 25. 11.). Diese Änderung löste unterschiedliche Reaktionen aus. Während die einen diese Änderung zugunsten der Hörbehinderten begrüssen, befürchten andere den Verlust der Schweizer Kultur.
«Es ist ein emotionales Thema», sagen auch die beiden Wettinger Fabian Schmid und Lutz Fischer. Sie haben deshalb auf der Online-Plattform petitio.ch eine Petition eingereicht. Ihre Forderung: Die RVBW sollen ihre Haltestellen neu auf Schweizerdeutsch anschreiben und bei den Durchsagen auch so aussprechen. Bis Freitagabend haben fast 70 Personen die Petition unterzeichnet.
«Schweizerdeutsch ist die Sprache, mit der sich die Menschen hier unterhalten, die sie am meisten brauchen», sagt EVP-Einwohnerrat und Pfarrer Lutz Fischer. Und Fabian Schmid ergänzt: «Wir sollten dem Dialekt, unserer Muttersprache, mehr Wertschätzung entgegenbringen.» Dass auch andere in der Region sich den Dialekt in den RVBW-Bussen zurückwünschen, hätten Kommentare zu einem Artikel auf ihrem Onlineportal «Wettiger Nochrichte» gezeigt. Die Vereinheitlichung der Schreibweise und der Aussprache der Haltestellen begrüssen die beiden. «Vor allem, wenn es die Orientierung für Auswärtige, Hörbehinderte und Fremdsprachige erleichtert», sagt Fischer. «Aber wieso können die Haltestellen nicht einheitlich auf Schweizerdeutsch angeschrieben und ausgesprochen werden?» Werfe man einen Blick auf die Karte, gebe es doch auch offizielle Bezeichnungen im Dialekt wie ‹Chaltbrünneli›, ‹Buessberg› oder ‹Geissberg›. Nur Wettingen solle nicht plötzlich «Wettige» heissen. «Das könnte verwirren», so Fischer.
Doch die beiden Initianten haben die Rechnung ohne den Bund gemacht: Die Haltestellen im Dialekt anzuschreiben, ist nicht möglich, wie Gregor Saladin, Mediensprecher des Bundesamtes für Verkehr (BAV), erklärt. «Das BAV genehmigt auf Antrag von Transportunternehmen, Kantonen oder Gemeinden die Stationsnamen. Gemäss der eidgenössischen Verordnung über die geografischen Namen müssen Orts- oder Strassennamen, aber auch Namen von Haltestellen, in einer der vier Amtssprachen formuliert werden – in der Deutschschweiz ist dies Hochdeutsch.» Damit sollen der überregionale Gebrauch, die irrtumsfreie Verständigung oder das Auffinden der Stationen in Verzeichnissen erleichtert werden, wie es in einer Richtlinie des Bundes heisst. Dies werde so auch durchgesetzt.
Kein Zwang besteht hingegen bei den Durchsagen auf Hochdeutsch. In der Verordnung über die technischen Anforderungen an die behindertengerechte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs steht zwar, dass die Durchsagen auch für Hörbehinderte gut verständlich sein müssen. «Dass sie auf Hochdeutsch erfolgen müssen, ist aber lediglich eine Empfehlung», sagt Saladin. Dies könne deshalb auch nicht gesetzlich erzwungen werden. Er hält aber fest: «Wir weisen die öV-Unternehmen daraufhin, dass es sinnvoll ist, die Haltestellen in der Standardsprache anzusagen.» Denn Messungen hätten ergeben, dass hochdeutsche Durchsagen für Hörbehinderte deutlich besser verständlich seien als solche in Mundart.
Die RVBW wollen an der Änderung festhalten, sagt Marketingleiterin Marija Nikolova. «Die Vereinheitlichung in der Standardsprache erleichtert die Orientierung für Hörbehinderte und Auswärtige.» Und sie ergänzt: «Bei fast allen öV-Unternehmen sind die Durchsagen auf Hochdeutsch und auch die Amtssprache ist Hochdeutsch.»